Spirituelle Geburtsvorbereitung - Die Geburt als Übergangsritual
- Andrea Scholaster
- 22. Sept. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Apr.
Eine Reise zur inneren Quelle
Die Geburt eines Kindes ist ein uraltes Mysterium, ein heiliges Portal, durch das neues Leben in diese Welt tritt. Sie ist mehr als ein körperlicher Vorgang – sie ist eine Reise in die tiefsten Schichten unseres Seins. Eine Einweihung. Eine Erinnerung an unsere unermessliche Kraft.
Sie ist Hingabe und Vertrauen, Öffnung und Werden. Ein Tanz mit der göttlichen Kraft, die in jeder Zelle wohnt. Geburt ist ein Akt der Schöpfung, ein stiller Dialog mit dem Universum. Sie ist Sterben und Wiedergeburt – die absolute Präsenz im Hier und Jetzt, durchdrungen von bedingungsloser Liebe.

1. Verbindung mit der göttlichen Kraft
Die Geburt ist eine Rückkehr zur Quelle, ein Aufleuchten der göttlichen Einheit, aus der alles entspringt. In diesem heiligen Bewusstsein wird das Kind empfangen, geboren und gesegnet. Jede Welle, jeder Atemzug ist ein Gebet, eine Verkörperung der kosmischen Kraft, die uns alle trägt. Geburt ist Erinnerung an unser göttliches Erbe.
2. Hingabe und Urvertrauen
Die Geburt erfordert ein tiefes Maß an Hingabe und Urvertrauen. Gebären ist ein tiefes Fallenlassen in den Fluss des Lebens. Es ist die Hingabe an eine Kraft, die älter ist als Zeit und Worte. In der Geburtsreise darf der gebärende Mensch sich seinem Körper anvertrauen, der uralte Weisheit in sich trägt. Viele Menschen spüren dies in der Geburtsvorbereitung. Der gebärende Mensch darf sich auf die bei Säugetieren im Stammhirn programmierten körperlichen Prozesse verlassen und den natürlichen Prozess der Geburt zulassen. Dieses Loslassen und Vertrauen sind wichtige spirituelle Erfahrungen, die der gebärende Mensch auch in anderen Lebensbereichen anwenden kann. Die Geburt ist ein Ritual des Loslassens – eine Einladung, sich hinzugeben und zu vertrauen. Rituale wie ein Blessingway können in der spirituellen Geburtsvorbereitung dabei eine wichtige Rolle spielen.
3. Stärke und Durchhaltevermögen
Die Geburt kann physisch und emotional herausfordernd sein. Die gebärende Person muss oft über ihre eigenen Grenzen hinausgehen und eine erstaunliche Stärke und Durchhaltevermögen zeigen.Wie eine Welle am Ufer, die sich unaufhaltsam formt und bricht, verlangt die Geburt Mut und Ausdauer. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für die Geburt von Bedeutung, sondern auch für die Herausforderungen des Lebens. Diese Kraft, die in der Geburt erwacht, bleibt in uns – als Erinnerung an unsere unerschütterliche Stärke.
4. Präsenz im Hier und Jetzt
Die Geburt zwingt uns zur vollkommenen Präsenz in der Gegenwärtigkeit und lässt keinen anderen Gedanken zu. Der Schmerz spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn er zentriert die Aufmerksamkeit und bringt den gebärenden Menschen auch dazu, Bewegungen wie z.B. Beckenkreisen durchzuführen, die den Geburtsfortschritt unterstützen. Schmerz ist nicht nur Herausforderung – er ist ein Lehrer, ein Wegweiser. Viele Naturvölker integrieren ihn bei Initationsritualen. Der Schmerz ist auch wesentlicher Bestandteil beim „Tanz der Hormone“ - im Kreislauf werden durch ihn körpereigene Endorphine ausgeschüttet, die um ein vielfaches Stärker wirken, als normale Schmerzmittel.
Jede Welle ist getragen von der Weisheit des Lebens selbst.
5. Einheit und Verbundenheit
In der Geburt verschmelzen Welten. Die gebärende Person und das Kind sind eins – zwei Herzen im gleichen Rhythmus, ein Atem, eine Seele. Die Geburt öffnet ein uraltes Tor zur Verbundenheit mit allen, die diesen Weg vor uns gegangen sind. Sie erinnert uns daran, dass wir niemals allein sind – wir sind Teil eines großen, leuchtenden Kreises von gebärenden Personen, Müttern, Ahnen..
6. Geduld und Empfangen
Geburt folgt keinem Plan, keinem festen Zeitmaß. Sie geschieht in ihrer eigenen heiligen Ordnung. Geduld und Empfangen sind urweibliche Kräfte, die in der Geburt lebendig werden. Sie lehren uns, den Fluss des Lebens anzunehmen, ohne Widerstand, mit offenen Armen. Eine Initation, um in dieses Consciousness einztauchen, das auch im Leben mit Kind so wichtig ist.

7. Bedingungslose Liebe
Die Liebe von Eltern für ihr Kind ist bedingungslos. Gerade die ersten Tage und Wochen sind heilig.Wenn das Kind in die Welt tritt, erblüht die Liebe in ihrer reinsten Form. Eine Liebe, die keine Bedingungen kennt, die nicht fragt oder fordert – sie ist einfach da, still und unendlich. Die Geburt taucht uns ein in diese Liebe, die heilige Essenz allen Seins.
Die Geburt ist nicht nur der Anfang eines neuen Lebens, sondern auch die Geburt der Mutter, des Elternteils. Doch diese Geburt geschieht nicht in einem einzigen Moment – sie entfaltet sich über Zeit, wächst mit dem Kind, dehnt sich aus über Monate, Jahre. In vielen Traditionen sagt man, dass die Geburt der Mutter das ganze erste Lebensjahrsiebt des Kindes umfasst.
Es ist eine Einladung zur Sanftheit mit sich selbst, zur liebevollen Geduld. Eine neue Identität formt sich, Schicht für Schicht, inmitten des heiligen Chaos der Mutterschaft.
Rituale wie das Blessingway begleiten die Geburt mit Segen und Schutz, nähren das Vertrauen in den eigenen Weg. Und nach der Geburt kann das Closing the Bones Ritual helfen, den Körper und die Seele wieder zu sammeln, sich selbst in dieser neuen Rolle zu finden, mit Liebe und Würde.
Das Plazenta-Ritual schliesst die Geburtsreise ab und flüstert Mutter Erde: "Das Kind ist geboren".
Doch die Reise endet nicht hier. Die Integration der Geburtserfahrung ist ein fortlaufender Prozess, eine tiefe Innenschau, die Raum braucht, um sich zu entfalten. Die ersten Monate – das Wochenbett – sind eine heilige Schwelle, in der das Erlebte nachklingt. Sanft darf die Mutter, der Elternteil, in diese neue Existenz hineinwachsen, sich selbst neu entdecken und die Verbindung zum Kind in all ihren Facetten spüren.
Es ist eine Zeit der Heilung und des Erinnerns. Ein langsames Ankommen in der neuen Wirklichkeit. Hier können Rituale, Gemeinschaft und bewusste Selbstfürsorge zu wertvollen Begleitern werden. Auch ich bin Deine Gefährtin an Deiner Seite.
Die Geburt ist ein Kreis, der sich langsam schließt, aber niemals wirklich endet. Sie ist der Beginn einer neuen Reise – und jede Reise verdient es, in Schönheit gefeiert zu werden.
Ich bin Deine Gefährtin auf dieser einzigartigen Reise.
Von Herzen, Deine Andrea

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